Am Donnerstag, den 29. Juli starteten wir, meine Frau
und ich, zu einer Erkundungsfahrt der Altmühl. Wir waren 1991
schon einmal mit einer Gruppe auf der Altmühl unterwegs und
wollten nun für das nächste Jahr das Terrain erkunden, um
erneut dort unterwegs zu sein. Als Einsatzort hatten wir Gunzenhausen
gewählt. Was wir dort vorfanden, erinnerte uns gar nicht an
unsere vergangene Fahrt auf diesem Fluss. Kurz entschlossen änderten
wir unseren Plan und fuhren nach Treuchtlingen. In der Information
erfuhren wir, dass der Zeltplatz wegen des Volksfestes von uns nicht
genutzt werden kann. Ein Glück, dass wir nicht in Gunzenhausen
gestartet waren. Normalerweise kann man auf einem solchen Platz als
Einzelner unangemeldet kommen und findet immer Platz. Noch am Tag vor
der Fahrt hatte ich die Internetseite von Treuchtlingen aufgerufen,
von der Sperrung war nichts vermerkt. Auf dem Campingplatz in
Pappenheim wurden wir dann freundlich aufgenommen. Für einen
Start an diesem Tag war es uns zu spät geworden, wir bauten
unser Faltboot auf und sahen uns den Ort an. Am Freitag waren wir
gegen 9:00 Uhr auf dem Wasser. Die Einsatzstelle war , wie auch alle
folgenden, in einem sehr guten Zustand. Zwei Treppen führten zum
Wasser, dazwischen eine mit Holzstämmen ausgelegte Gleitfläche
für das Boot, so dass wir ohne große Anstrengung einsetzen
konnten. Leicht glitt das Boot durch das graugrüne
undurchsichtige Wasser der Altmühl, die morgenliche Frische war
an diesem sonnigen Tag recht angenehm. In einer großen Schleife
umrundet der Fluss die Stadt. Obwohl man fast überall das
pulsierende Leben wahrnimmt, wähnt man sich in einer unberührten
Natur. Die Vegetation am Ufer ist gepflegt, anlanden nur an
gekennzeichneten Stellen erlaubt , auch für die Petrijünger
scheint es strenge Vorgaben zu geben. Die Landeplätze werden mit
Schildern an beiden Ufern angekündigt und sind gut sichtbar. Am
Wehr in Zimmern bewährte sich unser Bootswagen. Am Ausstieg an
der Brücke von Solnhofen stand ein mit Booten beladener Anhänger
und kündigte uns die starke kommerzielle Nutzung der Altmühl
durch Touristikunternehmen an. Nach Solnhofen waren wir zunächst
noch allein auf dem Wasser und zogen in ruhiger Fahrt an der
Felsformation "12 Apostel" vorbei, danach überholten wir in
Folge mehrere Gruppen mit geliehenen Canadiern. Der Rastplatz
Hammermühle interessierte uns besonders, dort hatten wir 1991
gezeltet. Es hat sich viel verändert, der Platz ist größer
und gepflegter geworden. Nur Trinkwasser muss man nach wie vor
mitbringen. Die beiden Plätze Hammermühle und Hagenacker
sind nicht mit dem Auto erreichbar. Wie weit die strengen
Reglementierungen zur Platzaufteilung in Gruppen und Einzelwanderern
, die Ruhezeiten sowie das Platzverbot für Autos eingehalten
werden, konnten wir nicht feststellen. In Dollnstein erreichten wir
unser Tagesziel und kamen auf dem gepflegten ruhigen Campingplatz
unter. Wir hatten die ca. 20 km mit 4 für uns unfahrbaren Wehren
und Pausen für Besichtigungen in etwa 6 Stunden bewältigt
und mir blieb genug Zeit mit dem Zug nach Pappenheim zu fahren und
unser Auto mit der Ausrüstung abzuholen. Die folgende Etappe
brachte uns nach Eichstätt. In Dollnstein starteten mehre
Gruppen mit Canadiern. Die ca. 18 km Fahrstrecke mit 4 Wehren war für
uns keine Herausforderung und wir trafen nach 4 Stunden Fahrt am
Zeltplatz in Eichstätt ein. Wir suchten uns einen Platz zwischen
dem Zeltplatz für Gruppen und dem Stellplatz für Wohnwagen
an dem bereits am Vortag zwei Bootswanderer übernachtet hatten.
Das Nachholen der Ausrüstung erledigte ich dank guter
Zugverbindung in etwas mehr als einer Stunde. Je näher der Abend
rückte, um so turbulenter wurde das Treiben auf dem Zeltplatz,
immer mehr Gruppen landeten an und zogen ihre Boote aus dem Wasser.
Erschöpfte Gestalten schleppten sich zu den aufgestellten
Sitzgruppen und Bänken und lagen dort herum wie geprellte
Frösche, gezeichnet von der ungewohnten Bewegung an der frischen
Luft und der intensiven Sonnenstrahlung. Ihre Animateure bemühten
sich unterdessen ihre Ausrüstung in Sicherheit zu bringen. Wir
waren im Nu von Bootsanhängern und Autos umstellt, für die
das Verbotsschild am Eingang offensichtlich nicht galt. Als eine
Gestalt mit einen Verlängerungskabel über den Zeltplatz
schlich, ahnten wir bereits Schlimmes, Elektrizität auf einem
Zeltplatz ist nichts Gutes!!! Hatten wir gehofft, dass mit dem
Abtranport der Boote etwas Ruhe einkehren würde, so wurden wir
eines Besseren belehrt. Alle kehrten mit ihren Autos zurück und
parkten diese auf dem Zeltplatz! Der Platzwart war total überfordert.
Ungeachtet dieses Treibens, spazierten wir in die Altstadt und
besuchten das Altstadtfest. Als wir 2 Stunden später zurück
kamen, hörten wir schon von Weitem laute Musik. An Ruhe ab 22:00
Uhr war überhaupt nicht zu denken. Bis 24:00 Uhr dröhnten
die Bässe und ertönten mehrmals die gleiche Stimmungsmusik.
Immer wenn sich der Diskjockey entschloss die Lautstärke etwas
zu drosseln, gab es aus verschiedenen Richtungen lautstarken Protest
bis erneut die volle Lautstärke ertönte. So ging das noch
bis gegen 1:00 Uhr. Als dann die Musik abgestellt wurde, setzten die
Gesänge der Angeheiterten ein, sie hatten ja ihre Stimme bisher
geschont, waren voller Tatendrang und hatten sich von der Fahrt
erholt. Schön, dass nicht nur bayrische Lieder ertönten,
wir hörten auch Bekanntes. Dass sie sich lautstark danach
erkundigten, ob der alte Holzmichel noch lebt, hat uns erheitert -
wir hätten aber dieses Lied lieber zu einer anderen Zeit gehört,
als nachts gegen 3 Uhr. Gegen halb vier wurden dann die letzten
aufgekratzten Feierer müde und es kehrte Stille ein. Als wir
früh aus dem Zelt krochen, sahen wir schlafende Gestalten, die
ohne Zelt im Freien übernachteten. Trotz des Radaus und des
vielen Alkohols, der geflossen war, hatte es keine Händel
gegeben und alles war friedlich abgelaufen. Wir trafen während
der gesamten Fahrt nur fröhliche gestimmte Menschen, die
Mehrzahl von ihnen trieben langsam im Pulk dem Fluss abwärts
oder pausierten auf einem der Rastplätze. So mancher, der mit
einem großen Trapperhut und Piratenflagge am Heck so daherkam,
erfüllte sich vielleicht einen seiner Träume aus der
Kindheit. Wir beeilten uns am Morgen rasch den Zeltplatz zu
verlassen, bevor noch reges Treiben am Landesteg einsetzte. Kurz nach
8:00 Uhr waren wir auf dem Wasser, ein schöner sonniger,
erwachender Tag. Nach Eichstätt hat man ca. 10 km freie Fahrt
bis in Walting das nächste Wehr zu umtragen ist. Die Strömung
ist stellenweise etwas stärker als auf dem oberen Teil der
Altmühl, Wasserpflanzen bedecken weite Bereiche des Flusses, wir
kamen trotzdem überall mühelos durch. Es war ein angenehmes
Fahren, wir waren die folgenden Stunden allein auf dem nun auch etwas
klareren Wasser. An den Rastplätzen an der alten Steinbrücke
bei Pfünz und in Inchingen rüsteten Bootsbesatzungen zum
Aufbruch. Nach Pfalzpaint zeigt sich das Altmühltal noch einmal
in voller Schönheit, ein Hang mit Wacholderheide tritt von links
an das Ufer. Auf dem Rastplatz in Gungolding beendeten wir unsere
Fahrt.
Das Urteil über unsere Erkundung - die Altmühl
ist eine Fahrt wert, doch leider wird es nicht möglich sein die
Übernachtungen zu organisieren. Wir sind auf die Zeit um
Himmelfahrt festgelegt und zu dieser Zeit dürfte hier wegen der
starken kommerziellen Nutzung die Zeltplätze überfüllt
sein. Die Campingplatzbesitzer signalisieren schon am Landesteg, dass
Gruppen nicht erwünscht sind und auf den Rastplätzen mit
Übernachtung für eine Nacht ist zu dieser Zeit das Gleiche
los, wie wir in Eichstätt erlebt haben. Schade - so sehen wir
die Veränderungen an der Altmühl seit unserer Fahrt vor 15
Jahren mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mit einem
lachenden für die vielen Anstrengungen die Natur zu schützen
und Vielen ein Erlebnis zu bieten, die vorbildlich ausgebauten
Umtragestellen und Rastplätze, mit einem weinenden, weil für
unsere Gruppenfahrt zu der anvisierten Zeit kein Platz ist.
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